Geschichte - Die glitzernden Plättchen von Tutanchamun und dir

Geschichte - Die glitzernden Plättchen von Tutanchamun und dir

Sie glitzern um die Wetten, strahlen im Sonnenlicht und Autsch!, piksen dich in den Hintern und schürfen dir die Unterarme auf. Von was ist die Rede? Natürlich von den Pailletten, die seit ca. 40 Jahren nicht mehr aus der Modewelt wegzudenken sind. Doch, die Pailletten haben noch mehr geschichtliche Ereignisse zu bieten, als nur die Zahl 40. Und auch bezüglich Styling, Kombinationen, Tipps und Tricks sorgen sie in diesem Artikel für grossen Gesprächsstoff. 

Magst du dich erinnern, wie das in der Geschichtskunde, früher, als wir die Schulbank noch drückten, abgelaufen ist? Die Lehrer probierten, den Unterricht so spannend wie möglich zu gestalten, indem sie mit ziemlich eindrücklichen Fakten begonnen haben, diese aber nachher zu der langweiligen Lektion ausliefen, die wir erwartet hatten, nur um dann am Schluss wieder solch spannende Informationen zu bieten, dass man am liebsten mehr über dieses Thema erfahren würde. Genauso ist es doch gewesen, oder? Und darum tue ich es, in höflicher Erinnerung an alle Geschichtslehrer, ihnen gleich.

Zugegeben, für eine Fashionista wie mich, ist jeder einzelne Fakt ein Luftsprung wert, ob es sich nun um historische oder aber auch aktuell trendige Themen handelt – solang es um Fashion geht versteht sich. Darum gib mir nun die Chance, das Trauma der vergangenen Geschichtslektionen zu überwinden, denn ich kann’s definitiv besser! (*Hust* … wie war das mit dem Eigenlob? *Hust*) 

Stylingtipp – was gibt’s zu beachten?

Pailletten sind so ziemlich das Scheinheiligste, was es in der Modegeschichte gibt. Sie versprühen Glitzer, lassen den Träger als etwas Besonderes erscheinen und zugleich wird dieser, der glückliche Träger des Kleides, mit zusammengekniffenen Zähnen durch die Menge schreiten – Pailletten schürfen die Haut wund! Aber, wie das gute alte Sprichwort doch schon heisst: Schönheit muss Leiden. Und wer die mit Pailletten bestückten Kleider austricksen möchte, trägt sie entweder mit leicht angewinkelten Armen oder aber mit einem Bolero oder Pelz Jäckchen.

Hab ich jetzt deine Aufmerksamkeit? Noch nicht ganz? Nun gut, dann noch ein weiterer Stylingtipp von mir, bevor wir zum geschichtlichen Teil des Artikels übergehen: Pailletten sind der Hingucker des Outfits! Und genau aus diesem Grund werden sie mit schlichten Teilen kombiniert, um ihnen nicht die Show zu stehlen, aber auch um nicht zu «überladen» zu wirken. Da sich bis jetzt aber nur lange Abendroben zu meinem Pailletten-Kleiderbestand zählen dürfen, habe ich mir erlaubt, dir zwei Stylingvarianten für den Pailletten-Stoff zu bieten. Einmal Tages- und Abendoutfit gefällig!?

Tagesoutfit

Abendoutfit


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Geschichtsstunde – Von den altägyptern bis zum Schweizer Trendstoff

«ما لا يمكنك القيام به مع الأشياء المتلألئة ...» Dachte sich der, im Jahr 1922, ausgegrabene Pharao bestimmt. Aber man kann es ihm ja auch nicht verübeln, wo er recht hat, hat er recht. Ach so, du verstehst kein altägyptisch? Dann eben so: «Was man nicht alles mit Glitzerdingen anstellen kann…», dieser Satz schlich dem Pharao, der kein geringerer als Tutanchamun war, durch den Kopf. Oder waren es doch die Archäologen, die 1922 sein Grab öffneten? Denn diese staunten nicht schlecht, als sie den Pharao in seiner königlichen Kleidung vorfanden, welche mit goldenen, paillettenähnlichen Plättchen bestück war. Die Archäologen gehen aber mit grosser Wahrscheinlichkeit davon aus, dass diese Kleidung als Absicherung für das Jenseits gedacht war, und der König die Kilos nie mit sich rumschleppen musste. 

Im Mittelalter und der Renaissance taten die Leute es dem ägyptischen Pharao gleich, nur eben als Absicherung für das Diesseits. Die Leute der europäischen Völker nähten sich nämlich Münzen und andere glitzernde Dinge an die Kleidung, um sie ganz nah bei sich tragen zu können. Und bis ins 20. Jahrhundert änderte sich das auch nicht, wobei solch goldene Plättchen, die damals eben teilweise noch aus echtem Gold bestanden, nur für die Adelsleute möglich waren. Der Preis der Goldplättchen setzte sich aber nicht nur aus dem Material zusammen, sondern war zusätzlich teuer, da jedes einzelne Plättchen von Hand angenäht werden musste.

In den 20er Jahren dann brach ein regelrechter Hype um die glitzernden Plättchen aus. Erschwinglicher wurden sie nicht, denn noch immer alles wurde von Hand einzeln aufgenäht und auch das Gewicht war noch immer erheblich. Die paillettenbesetzten Kleider der 20er Jahre, welche meist ausschliesslich von Tänzerinnen getragen wurden, wogen nämlich einige Kilos, denn die Plättchen wurden aus Metall gefertigt.
Irgendjemand hatte wohl Mitleid mit den armen Tänzerinnen und erfand Pailletten aus Gelatine. Gelatine? Ja, das ist das durchsichtige Zeug, welches auch zum Backen benötigt wird. Der Vorteil ist ganz klar, die Paillettenkleider waren endlich leichter, doch auch der Nachteil zeigte sich schnell. Sobald die Tänzerinnen etwas schwitzten, oder sie beim Nachhauseweg in einen Platzregen kamen, so lösten sich die Gelatine-Plättchen einfach auf – und weg war das teure, handgenähte Paillettenkleid…

Circa 10 Jahre später, also in den 30er Jahren wurden dann erste Versuche mit Kunststoffpailletten gestartet, welche aber nicht zu dem gewünschten Resultat führten. Erst der Einsatz von Vinyl führte zu guten, relativ dauerhaften Ergebnissen. Günstiger wurden die Kleider bzw. der Paillettenstoff deshalb aber nicht, denn die Glitzerplättchen wurden noch immer von Hand aufgenäht.

Und, wer hätte das gedacht, ein schlauer Schweizer(!) sorgte sich 1963 endlich um das Problem und erfand eine Maschine, die Stoffe mit Pailletten bestickt. Das Patent der Pailletten-Maschine gehörte der Firma Schläpfer, welche ihren Hauptsitz im schweizerischen Städtchen St. Gallen hat. Und so belieferte zwei Jahre später die Schweizer Firma die ganze Modewelt mit den besten Paillettenstoffen.
Mitte der 80er Jahren lief das Patent dann aber aus und Paillettenstoffe wurden allgegenwärtig. Doch, die besten Stoffe kommen, trotz günstigen Produzenten aus dem asiatischen Raum, noch immer von der Firma Schläpfer, welche noch heute die grössten Modehäuser mit ihren Stoffen beliefert.

Stylingtipp – und was muss ich noch wissen?

Günstig oder teuer, spielt denn das überhaupt eine Rolle? Vielleicht auf den ersten Blick nicht, und auch der Tragekomfort ist bei beiden Varianten derselbe: egal ob günstig oder teuer, es scheuern beide! Der grösste Unterschied ist, wie die Plättchen auf dem Stoff angebracht werden. Bei Schweizer Qualitätsware wird jedes Plättchen einzeln auf den Stoff gestickt, bei Billigen werden sie in Bahnen angebracht. Wenn sich also bei der billigen Produktion ein Plättchen löst und man daran zieht, so löst sich eine ganze Armee an Glitzerplättchen, hingegen bei den Teuren würde sich dann nur ein Paillettenplättchen von tausenden anderen Plättchen verabschieden – fällt also nicht auf. 

Gemerkt, dass du noch immer interessiert den Artikel am Lesen bist und der geschichtliche Teil schon lange zu Ende ist? War ja gar nicht mal so tragisch, oder? Aber noch nicht genug der Glitzerplättchen, 2-3 Fashiontipps habe ich noch für dich im Ärmel.

Apropos Ärmel, Pailletten zieren nicht nur Abendroben, sondern können auch Säume, Ausschnitte, Accessoires oder andere, komplette Kleidungsstücke verschönern. Je mehr Glamour der Anlass, desto mehr Pailletten sind erlaubt. Doch Achtung!, Pailletten sind nur für Frauen erlaubt, es sei denn, du heisst Michael Jackson und betrittst die Bühne. 

Jetzt bist du an der Reihe: Dreh dich! Denn im Licht und bei Bewegung kommt der Glanz der Plättchen am besten zur Geltung.
Ach so, du trägst kein Paillettenkleidungsstück? Dann mach doch mal einen kleinen Abstecher in das Sortiment von Esprit, das eine oder andere Stück findet so vielleicht auch den Weg in deinen Kleiderschrank. 

PS: auf meinem Instagram findest du noch weitere Bilder mit Paillettenkleider ;) 


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